Ella schlenderte durch die dunklen Gassen. Straßenlaternen erhellten den Weg, sodass man gut in die Weite sehen konnte. Das einzige Problem war, dass es wie aus Eimern schüttete. Das Geräusch der aufprallenden Tropfen, auf dem Beton, dröhnte in ihren Ohren und sie blieb kurz stehen und streckte den Kopf empor. Der Regen platschte ihr ins Gesicht und brannte auf ihrer Haut. Wenn sie rechtzeitig zu Hause sein wollte, müsste sie ihr gewohntes Tempo nun vorsetzten. Ella war noch nie zu spät gekommen, wirklich noch nie, und heute sollte es natürlich nicht das erste Mal sein. Schon immer wurde sie perfekt erzogen. Ihre Eltern ließen niemals einen Fehler zu und war stehts mit viel Disziplin und einem aufrechten, eleganten Gang, durch die Welt spaziert. Sie hatte es nie anders gelernt und kannte all die kleinen Macken, die das Leben erst lebenswert machten, nicht.
Der Regen wurde nun noch heftiger und ein kalter Wind fing an zu wehen, der sie frösteln ließ. Eigentlich hätte sie sich unter einem Dachvorsprung Zuflucht suchen müssen, wäre da nicht tief in ihr der Drang, pünktlich sein zu müssen. Dieses Bedürfnis hatte sich tief in ihrer Seele eingenistet und bereits Wurzel geschlagen. Jedoch schlummerte in ihr nicht das brave Mädchen, das sie zu sein schien, viel eher das, was das Leben wirklich genießen wollte, ohne ständig ein Auge auf der Uhr haben zu müssen.
Ella fing an zu laufen. Ihre Kleidung war pitschnass, doch wenigstens würde sie in der Zeit bleiben.